CBD – ein Ausweg bei Psychosen?
1 bis 2% der Deutschen machen mindestens einmal im Leben eine Psychose durch. Alleine an Schizophrenie sind derzeit 51 Millionen Menschen weltweit erkrankt.
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Die klassische Herangehensweise ist Psychotherapie und der Einsatz von antipsychotischen Medikamenten. Aber es spricht Bände, wenn der Arzt abwägen muss, ob deren positive Wirkung größer ist als die Nachteile.
In diese Situation platzt eine neue Studie zur Bildgebung im Gehirn, die nahelegt, dass eine einzige Dosis CBD die Symptome von Psychosen verringern kann, indem sie die Aktivität in drei Hirnbereichen “zurücksetzt”. 1)Sagnik Bhattacharyya et al., Effect of Cannabidiol on Medial Temporal, Midbrain, and Striatal Dysfunction in People at Clinical High Risk of Psychosis – A Randomized Clinical Trial, JAMA Psychiatry journal, 2018
Könnte dies einen Durchbruch bedeuten? Kann Cannabidiol (CBD) eine sanftere medikamentöse Behandlung bei Psychosen bieten? Wir versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen!
Definition Psychose – nur ein Realitätsverlust?
Die Psychose ist keine einzelne Erkrankung an sich, sondern vielmehr ein Symptom anderer Störungen, bei denen sich ein Mensch von der Realität loslöst. Er beginnt Dinge zu sehen, zu hören oder zu glauben, die nicht real sind. Halluzinationen sind typisch für eine psychotische Episode.
Außerdem treten oft kognitive Störungen oder Konzentrationsschwierigkeiten auf.
Die genauen Ursachen der Psychose sind nicht bekannt. Die Fachwelt nimmt an, dass sie durch psychische Erkrankungen, Traumata, Drogenmissbrauch und extremen Stress oder sogar durch Schlafmangel ausgelöst wird.
Psychosen werden meist mit Schizophrenie in Verbindung gebracht, aber sie haben weitere Ausprägungen und betreffen einen viel größeren Teil der Bevölkerung als gedacht.
Die klassische Therapie
Die herkömmliche Herangehensweise bei Psychosen basiert auf zwei Säulen:
Psychologische Behandlung
Hiermit wird versucht, die Intensität und die Angst, die durch eine Psychose verursacht werden, zu reduzieren. Dies kann durch “Kognitive Verhaltenstherapie” und/oder die Einbeziehung der Familie oder Selbsthilfegruppen geschehen. Bei schweren Psychosen ist aber der Aufenthalt in einer Fachklinik oft nicht zu vermeiden.
Antipsychotika
Antipsychotische Medikamente werden in der Regel als erste Behandlung einer Psychose empfohlen. Sie wirken, indem sie die Wirkung von Dopamin blockieren, einer Chemikalie, die Nachrichten im Gehirn überträgt.
Sie sind jedoch nicht für jeden geeignet oder wirksam, da sich die Nebenwirkungen bei jedem Menschen anders auswirken können. Insbesondere werden Antipsychotika bei Menschen, die auch an Epilepsie oder Herzerkrankungen leiden, genau überwacht.
Auf der Liste der unerwünschten Seiteneffekte finden sich auch Gewichtszunahme, Muskelzuckungen und -krämpfe, verschwommenes Sehen, Schwindelgefühl und der Verlust des Sexualtriebs (Libido).
Kein Medikament ist frei von Nebenwirkungen. Aber warum nicht die Alternativen in Betracht ziehen? Aufgrund verschiedener Studien scheint CBD bessere Dienste zu leisten als die berüchtigten Psychopharmaka.
Wie entfaltet CBD seine Wirkung bei Psychosen?
Inzwischen weiß man von der pharmakologischen Wirkung des Cannabidiol (CBD). Es wirkt im Zusammenspiel mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System. Dein Körper produziert nämlich ebenfalls natürliche Cannabinoide, unter anderem ein Stoff namens Anandamid.
In einer Forschungsarbeit aus dem Jahr 2012 wurde gezeigt, dass ein erhöhter Anandamid-Spiegel in der Flüssigkeit von Gehirn und Rückenmark mit einer Linderung der psychotischen Symptome bei Schizophrenie einhergeht. Auch der Übergang von den Frühstadien der Schizophrenie zum akuten Ausbruch der Psychose würde verzögert oder unterdrückt. 2)F.M.Leweke, D. Piomelli, F.Pahlisch, D.Muhl, C.W.Gerth, C.Hoyer, J.Klosterkötter, M.Hellmich, D.Koethe: Cannabidiol enhances anandamide signaling and alleviates psychotic symptoms of schizophrenia. Translational Psychiatry, 2012 March 2(3): e94)
Die positive Nachricht: die Einnahme von CBD hält den Anandamid-Spiegel hoch beziehungsweise verhindert dessen Abbau. Dadurch kommt es zu einer Verbesserung von Psychosen und Wahnvorstellungen.
Es gibt vermutlich einen weiteren potentiellen Vorteil von CBD statt traditioneller Antipsychotika. Deren Wirkung basiert nämlich auf der Annahme, dass ein Überschuss an Dopamin im Gehirn psychotische Symptome verursacht. Bei einigen Psychosepatienten wird die Dopaminproduktion jedoch als relativ normal eingeschätzt.
Das bedeutet, dass klassische Psychose-Medikamente bei einigen Patienten im schlechtesten Falle kontraproduktiv sein könnten, wenn man den Dopaminspiegel unnötig reduziert.
In einer Studie von 2018 zeigten Forscher, dass CBD nicht in dieses Gefüge eingreift und trotzdem Symptome lindert.
Die Forscher schlussfolgern, dass CBD Veränderungen in Hirnarealen, die an der Entwicklung von Psychosen beteiligt sind, teilweise normalisieren könnte. 3)McGuire P et al., Cannabidiol (CBD) as an Adjunctive Therapy in Schizophrenia: A Multicenter Randomized Controlled Trial, US National Library of Medicine National Institutes of Health, 2018
Somit könnten hier mit Cannabis-Extrakten völlig neue Behandlungsmöglichkeiten für die Erkrankung entstehen.
Wusstest Du, dass Dein Körper Cannabinoide produziert?
Das sogenannte Endocannabinoid-System wurde erst in den 1990er Jahren entdeckt. Es hat sich bereits vor über 500 Millionen Jahren entwickelt und ist in allen Wirbeltieren und somit auch dem Menschen vorhanden: Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische – alle produzieren eigene Cannabinoide!
Die Hauptfunktion des Endocannabinoid-Systems darin besteht darin, die physiologischen Körperfunktionen (Blutdruck, Körpertemperatur, pH-Wert des Blutes, und so weiter) im Gleichgewicht zu halten. Es ist an einer Vielzahl von Prozessen beteiligt, einschließlich Schmerz, Stress, Schlaf, Stoffwechsel, Gedächtnis, Stimmung, Appetit, Immunfunktion und Fortpflanzung.
Die dazu notwendigen Rezeptoren sind im ganzen Körper vorhanden, einschließlich unserer Haut, Immunzellen, Knochen, Fettgewebe, Leber, Bauchspeicheldrüse, Skelettmuskel, Herz, Blutgefäße, Nieren und Magen-Darm-Trakt.
Cannabinoide sind wohl eines der am weitesten verbreiteten und vielseitigsten bekannten Signalmoleküle des Menschen. Und interessanterweise entfalten Cannabis und CBD ihre Wirkung zum Teil dadurch entfaltet, dass sie die körpereigenen Endocannabinoide nachahmen.
Hat auch CBD seine Schattenseiten und Nebenwirkungen?
Es können vereinzelt Nebenwirkungen wie trockener Mund, niedriger Blutdruck, Benommenheit und Schläfrigkeit auftreten.
Aber sogar eine kritische Überprüfung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kam zu dem Schluss, dass CBD
- eine vielversprechende Behandlung für eine Reihe von Erkrankungen ist,
- gut verträglich ist,
- ein gutes Sicherheitsprofil aufweist und
- kein Risiko für Missbrauch, Abhängigkeit oder andere Probleme im Zusammenhang mit der öffentlichen Gesundheit darstellt.
Mit anderen Worten, selbst die WHO hat bei CBD-Produkten keine Bedenken. Das ist verständlich, denn medizinisch genutztes, legal erhältliches CBD hat einen THC Gehalt von unter 0,2% und erzeugt somit keinen Rauschzustand.
Auch wenn man die tausenden wissenschaftlichen Artikel, die sich auf CBD beziehen, durchsieht, ist es sehr schwierig, Beweise für gefährliche Nebenwirkungen oder Kontraindikationen zu finden.
Allerdings empfehlen wir dringend, dass Schwangere und Kinder bis 2 Jahre nicht auf CBD zurückgreifen. Auch bei Menschen, die dauerhaft andere Medikamente einnehmen, sollten einen Arzt wegen der Wechselwirkungen konsultieren.
Welches CBD-Produkt ist für Dich das Beste?
Die Palette ist riesig, da die Nachfrage und die Anforderungen der gesundheitsbewussten Konsumenten immer größer werden. Kaum ein Wunsch scheint offen zu bleiben:
CBD-Öle, CBD zum Inhalieren, CBD Haut- und Gelenk-Cremes, CBD-Kapseln, CBD als Nahrungsmittel, CBD Duft- und Geschmacksstoffe, CBD-Getränke, CBD-Sirupe, sogar CBD für Haustiere gibt es!
Wir empfehlen CBD-Öl, die derzeit beliebteste Variante. Es ist einfach zu dosieren und lässt sich tröpfchenweise unter die Zunge geben oder im Essen untermischen. Bis eine Wirkung eintritt, dauert es zwar ein paar Minuten länger als beim Inhalieren, aber wenn Du unter einer Psychose leidest, sollte die Anwendung sowieso nicht ad hoc sondern dauerhaft oder wie eine kleine Kur geschehen.
Das A und O der Dosierung
Wenn Du eine Psychose mit CBD behandeln möchtest, scheint eine relativ hohe Dosis erfolgversprechend.
In der eingangs erwähnten Studie 4)Sagnik Bhattacharyya et al., Effect of Cannabidiol on Medial Temporal, Midbrain, and Striatal Dysfunction in People at Clinical High Risk of Psychosis – A Randomized Clinical Trial, JAMA Psychiatry journal, 2018 verabreichten die Forscher einmalig 600 mg CBD und stellten eine schnelle Normalisierung der Gehirnaktivität in einem Teil des Großhirns, in der medialen Schläfenrinde und dem Mittelhirn fest.
Im Falle von Schizophrenie empfiehlt die bekannte Mayo-Klinik zwischen 40 und 1.280 mg CBD täglich Natürlich ist dies keine Dosierungsempfehlung für jedermann.
Die Dosis hängt natürlich von Deinem Körpergewicht und Allgemeinzustand ab! Sprich im Zweifelsfalle mit Deinem Arzt.
Und keine Sorge: eine Überdosierung von CBD ist so gut wie unmöglich.
Was sagt die Forschung?
Mehrere Studien legen nahe, dass CBD antipsychotische Wirkungen hat.
In einer 2012er Forschungsarbeit legten die Autoren dar, dass CBD ähnlich wie Antipsychotika wirkt, allerdings sicherer und mit weniger Nebenwirkungen. 5)Zuardi AW et al., A critical review of the antipsychotic effects of cannabidiol: 30 years of a translational investigation, US National Library of Medicine National Institutes of Health, 2012
Es gibt jedoch auch kritischere Stimmen aus der Wissenschaft, die mehr und größer angelegte Studien fordern, bevor Empfehlungen für die klinische Praxis ausgesprochen werden können. Sie weisen darauf hin, dass CBD als Zusatzbehandlung höchstens einen kleinen Nutzen bietet.
Niederländische Wissenschaftler haben 2019 mehr als 200 wissenschaftliche Arbeiten und Versuchsreihen zum Thema CBD bei Psychosen analysiert und zusammengefasst. Deren Fazit:
“Es lässt sich sagen, dass die CBD-Behandlung ein vielversprechendes und neuartiges Instrument mit mehreren potenziellen Anwendungen bei der Behandlung von psychotischen Störungen, Störungen des Substanzkonsums und ihrer Komorbidität ist. Es sind groß angelegte Studien erforderlich, um seinen klinischen Nutzen zu ermitteln.”
(Übersetzung des Autors) 6)Albert Batalla et al., The Potential of Cannabidiol as a Treatment for Psychosis and Addiction: Who Benefits Most? A Systematic Review, US National Library of Medicine National Institutes of Health, 2019
Fazit
Wenn durch weitere Forschungen belegt werden kann, dass eine einzige hohe Dosis CBD die Symptome von Psychosen verringern kann, tun sich neue Wege in der Bekämpfung von Psychosen auf.
Noch ist es wahrscheinlich zu früh, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Aber Psychosen können nicht unbehandelt bleiben. Wenn Du jedoch auf Antipsychotika verzichten willst und einen möglicherweise sanfteren Weg suchst, kann CBD das Mittel der Wahl sein!
Patientenstimmen bestätigen das immer wieder. Lass uns wissen, wenn Du dazugehörst oder eigene Erfahrungen mit ebenfalls Betroffenen teilen möchtest.
Quellen [ + ]